Wenn Pferde sprechen könnten

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wäre alles viel einfacher. Doc könnte mir sagen, wie es ihm wirklich geht. So bin ich nur auf mein Gefühl angewiesen. Äußerst irritierend für einen Informatiker, der sich im Allgemeinen lieber an die Logik hält. 🙁 Dementsprechend verlief mein heutiger Besuch bei Doc im Rehabilitationszentrum. Vorwiegend habe ich wieder auf sein kaputtes Bein geachtet. Wie läuft er, wenn er "kalt" aus der Box kommt? Wie wenn er im Aquatrainer ist? Was ist während und nach der Trabphase? Und wie verhält es sich mit dem Laufen nach dem Training? Pulsiert die Fußarterie? Beim "Kaltstart" ist nicht zu sehen. Ebensowenig wie beim Training und danach. Die Fußarterie pulsiert minimal. Eben genauso wie die der linken Seite nach der Bewegung. Seine Augen verraten mir momentan leider auch nicht viel. Er ist aufgeweckt, und jederzeit für einen Schabernack zu haben. Im Trainer wird mittlerweile einmal für zwei Minuten am Stück getrabt. Danach läuft er ohne jegliche Behinderung im Schritt weiter. Er hat auch nach dem Trab einen "Affenzahn" drauf im Schritt. So schnell kenne ich ihn eigentlich garnicht. Wenn das Wasser ausgelassen wird, hüpft er ein wenig herum. Aber selbst danach ist er immernoch lahmfrei. Ich habe ihn dann im Thermium geputzt, und das lose Winterfell weitgehend herausgeschrubbt. Und natürlich, wie mir aufgetragen wurde, an den Ohren gezogen. Er verhielt sich vollkommen normal. Wußte auch genau, dass es bereits Mittagszeit war, und die Mahlzeit in der Box auf ihn wartete. Dementsprechend hatte er mal wieder keine Zeit. 😉 Ich habe mich dann noch zu ihm in die Box gesetzt. Als er so an seinem Heu knabberte, fand ich dass die Augen einen zufriedenen Ausdruck hatten, oder waren es doch Schmerzen? Ich mache mich schon wieder vollkommen verrückt. Dieses ständige Hoffen bringt mich noch um den Verstand. Dr. Baumann machte mir ein wenig Mut. Er meinte, daß er ein gutes Gefühl habe, was Doc betrifft. Er ging keinen einzigen Tag in der Reha auch nur minimalst lahm. Und das Bindegewebe sollte eigentlich schon so stark sein, um die Belastung auszuhalten. Und Belastung hat er ja gerade. Außerdem wäre es von Vorteil, wenn ich ihn jetzt wirklich anfangen würde zu reiten. Aber damit habe ich eben meinen internen Konflikt: Mich auf ein Pferd mit gebrochenem Bein zu setzen. Das erklärte ich auch dem Tierarzt. Dieser meinte hierzu, daß das freilich in meinem Kopf sei; Doc aber wieder eine Aufgabe bräuchte. Also werde ich wohl nächste Woche endlich meinen Sattel mitnehmen, und versuchen über meinen Schatten zu springen. Ich liebe Doc wirklich von ganzem Herzen. Aber ehrlich gesagt: Ich glaube das war mein erstes und mein letztes Pferd. Ich bin für diese Art Nervenkrieg einfach nicht geschaffen. 🙁

2 Kommentare

  1. Iris
    21. September 2008, 06:59 Uhr

    Hallo, ich bin Dir so dankbar über Deine Worte, Deine Erzählungen, denn ich bin verzweifelt, so unsagbar traurig, weil mein Pferd seit Donnerstag ebenfalls die vernichtende Diagnose Strahlbeinbruch mit leichter Verschiebung der Frakturstelle hat…Ich weiß, durch welche Höllen Du gegangen sein musst, wir haben jetzt erst mal 3 Monate Boxenhaft und nur 30-40% Chance, das erfolgreich zu schaffen…
    Lieben Gruss Irsi

  2. Silke
    24. März 2009, 08:19 Uhr

    So emotionell … Hoffentlich hat die Zukunft was anders für dich vorbereitet. Alles Gute!!!

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