Schlimmer geht’s nimmer

Reha-Zeit, RöntgenKommentar schreiben
Einen schlimmeren Tag als heute gab es kaum in meinem Leben. Es war der erste Nachröntgentermin nach Doc's Klinikaufenthalt in Wolfesing. Da ich eh schon seit einigen Tagen durch den Wind bin, da mich vor diesem Tag graute, haben sich einige Freunde aus dem Stall dazu entschlossen, mir Gesellschaft zu leisten, und mir im schlimmsten Fall tröstend zur Seite zu stehen. Bei denjenigen (sie wissen wer gemeint ist) möchte ich mich an dieser Stelle nochmals herzlich für die Unterstützung bedanken! Nunja, alles verlief erstmal äußerst unspektakulär. Torsten war bereits da, und hatte Doc die Eisen abgenommen, und auch schon die Hufe ausgeschnitten, als Dr. Adolphsen gegen 20 Uhr in den Hof fuhr. Ich führte Doc dem Tierarzt im Schritt vor. Traben wollte ich ihn noch nicht lassen. Jedenfalls solange nicht, bis die neuen Röntgenbilder gemacht worden sind. Außerdem waren die Eisen ja bereits ab, und dies stellte ein Risiko dar. Soweit sah es unverändert aus. Doc drehte weiterhin das rechte Hinterbein beim Auffußen nach außen. Mehr war nicht zu sehen. Die Röntgenbilder bescherten uns dann allerdings ein erheblich schlimmeres Bild. Das gebrochene Strahlbein fing an, sich von der Mitte aus, aufzulösen. Eine wahrlich erschreckende Diagnose, mit der ich keinesfalls gerechnet hatte. Ich hatte vielmehr gehofft, dass sich nach den Behandlungen in der Klinik und den zusätzlichen Mitteln, eine Verbesserung zeigen würde. Und nun das!!! Dr. Adolphsen sah recht besorgt aus. Meinte auch, dass es nun erheblich schwieriger, wenn nicht fast unmöglich sei, dass wir zukünftig einen Behandlungserfolg erzielen könnten. Ich solle mir Gedanken machen, ob weitere Schritte eingeleitet werden sollten, mit geringen Erfolgschancen, oder aber ob wir Doc aufgeben.
 
Das war erstmal viel zu viel für mich. Ich hatte doch gehofft, dass alles besser wird. Vorallem ist Doc in der letzten Zeit wesentlich öfter mal rumgehüpf, wenn ich mit ihm beim Grasen war. Er ist gestiegen, und hat sich augeführt, wenn ihm die Zeit, die er außerhalb der Box verbringen durfte, zu gering erschien. Letztlich muß ich gestehen, dass ich zusammengebrochen bin. Ich habe geweint, und mich kaum noch eingekriegt. Es war der Horror. Die anderen waren auch geschockt. Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet. Sie konnten mich kaum trösten, weil sie kaum Worte fanden. Nachdem Dr. Adolphsen Tamy, Sibylles Pferd, geröntgt hatte - diese lief die letzte Woche unsauber - erwartete er meine Antwort. Ich konnte ihm nur die Antwort geben, die aus meinem Bauch sprach: "Bitte. Versuchen Sie alles, was in Ihrer Macht steht, um meinen Buben zu retten." Mehr konnte ich nicht mehr sagen. Der Tierarzt gab mir dann ein Futtermittel namens Macrogenix, von dem Doc 2 Beutel pro Tag erhalten soll. Desweiteren das Delta Calcit. Was das Führen betrifft, so solle ich weiterhin nach Gefühl vorgehen. Das tuen Vicky und ich ja sowieso schon. An manchen Tagen, wenn wir merken, dass er nicht wirklich laufen will, lassen wir ihn noch ein wenig an der frischen Luft stehen, und bringen ihn dann wieder in die Box. Was bleibt uns auch mehr zu tun?! Torsten hatte Doc in der zwischenzeit fertig beschlagen. Er wünschte mir alles Gute für mein Pferd. Ihm war es anzumerken, dass es ihm auch nahe ging. Als ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte, fuhr ich gegen 22.30 Uhr nach hause. Zumindest dachte ich, dass ich mich beruhigt hätte. Im Auto hörte ich laut Musik. Weinte, als ob es kein Morgen mehr gibt, und schrie den ganzen Frust aus mir heraus. Ich befürchte, dass die Männer mit der weißen Weste nicht mehr weit weg sind.

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